DER KAMERAMANN, AUTOR UND REGISSEUR
WOLFGANG BRÖG:
(Artikel aus Film News Bayern)
Seine bisherigen Arbeiten beweisen es: Wolfgang Brög, liebt das Außergewöhnliche. Nichts scheint ihn
abzuschrecken. Weder einen 8000 Meter hohen Himalayariesen mit
Kameraausrüstung zu besteigen, noch den Ärmelkanal als Erster
mit einem Motorgleitschirm zu überqueren, noch die filmische
Umsetzung seiner Dokumentation über die Eiger Nordwand (1988),
für die er mitsamt Kamera selbst durch diese berüchtigte Wand
stieg. Waghalsiges und Aufregendes reizt ihn: So drehte er
beispielsweise 1989 Goldrausch in Amazonien, wo er unter
Lebensgefahr die brasilianische Goldsuchermafia hinters Licht
führte. 1990 kehrte Wolfgang Brög für ein gefährliches
Unterfangen wieder nach Brasilien zurück: Er deckte
das Geheimnis des Tatunca Nara auf, eines vermeintlichen
Indianerhäuptlings, der mehrere Menschenleben auf dem Gewissen
hat und dessen wahre Identität - wie sich auch im Laufe der
langwierigen Recherchen herausstellte - die eines bereits
gesuchten Nürnberger Maurers ist. 1996, für den Vierteiler
`Vom Orinoko zu den Anden wandelte er auf den Spuren von
Alexander von Humboldt, der vor 200 Jahren die Länder Venezuela,
Kolumbien, Ecuador und Peru besuchte.
Will man Wolfgang Brög mit jemanden vergleichen,
dann am besten mit Fitzcarraldo in Werner Herzogs gleichnamigen
Film. Parallelen gibt es hier nicht nur durch den selben Drehort
des Films, der peruanischen Stadt Iquitos, die auch für Brög ein
wichtiges Ziel auf seiner Reise war und in der übrigens auch das
inzwischen verrostete Wrack von Fitzcarraldos Schiff zu sehen
ist. Es ist vor allem die unbändige Begeisterung, mit der sowohl
Brian Sweeney Fitzgerald (Fitzcarraldo) als auch der Autor
Wolfgang Brög versuchen, das Unmögliche möglich zu machen.
Brög hatte allerdings mehr
Glück als Herzogs Titelheld, der sich schließlich geschlagen
geben musste, denn auch bei allen Widrigkeiten ließ er sich
nicht davon abhalten, die Dokumentationsreihe über den Amazonas
zu einem gelungenen Abschluss zu bringen. Immerhin wurden in
Perus Hauptstadt Lima aus dem Hotel heraus Kameras und bespielte
Kassetten gestohlen, dann gingen wichtige Teile der
Kameraausrüstung im wahren Sinne des Wortes baden und damit
verloren, und schließlich hatte das eigens für die Produktion
angeschaffte Schiff Marlene auch noch einen Getriebeschaden, der
die Dreharbeiten um viele Wochen verzögerte.
Für den Bayerischen Rundfunk arbeitet Wolfgang Brög
schon lange: In den 70er Jahren als Kameramann, danach auch als
Autor zahlreicher Produktionen, bis er schließlich seine eigene
Produktionsfirma gründete. Brögs Filme über den
Bergsteiger und Filmpionier Hans Ertl in
Bolivien, den Norden Jemens, die
Gipfelbesteigung des Annapurna im
Himalaja, die
Erstbefahrung des Omo-Flusses im Süden
Äthiopiens, eine vierteilige
Doku-Reihe über die Reisen des Alexander von
Humboldt, aber genauso die heimischen Berge, eine Welt, die
ihn immer schon faszinierte, gehören zum Bestandteil seines
Programms.
Vor zwei Jahren
drehte
er den preisgekrönten Film "Glücklicher
Ikarus - mit dem Gleitschirm über die Alpen", in dem er Toni
Bender, einen der weltbesten Gleitschirmflieger, auf seiner
Reise quer über die Alpen mit der Kamera begleitete. Der Weg
führte vom Brauneck am nördlichen Alpenrand bis kurz vor Venedig
(Erstsendung 3. Oktober 2000 und zahlreiche Wiederholungen
in Deutschland
und Europa.
Wolfgang Brög lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in
München an der Isar und in Manaus am Amazonas, wo er 1998 auch
das Festival de Manaus für Oper, Ballett, Klassik und Jazz
organisierte, seinerzeit das größte Musikfestival des
Kontinents. Mit der fünfteiligen Reihe über den Verlauf des
Amazonas hat sich Wolfgang Brög einen lang gehegten Traum
erfüllt. 2006 gründete er Amazonas Reisen
Rüdiger Nehberg über
Wolfgang Brög
Ein Geleitwort von "Sir
Vival"
Wolfgang habe ich als
Dokumentarfilmer kennen gelernt. Er war es, der nach der
Ermordung Michael Teichmanns am Blauen Nil (1975) in Äthiopien
ohne Zögern bereit war, die nächste Flussreise (Omo River,
Äthiopien) als Dokumentarfilmer mitzumachen. Der Film lief in
bester Sendezeit, Bayerischer Rundfunk. Wolfgang Brög hat meine
Fahrt mit dem Tretboot über den Atlantik bis zum Start in
Senegal und ab Ankunft Brasilien dokumentiert. Beste Sendezeit
ZDF.
Mit Wolfgang bin ich dann vor allem mehrfach in Brasilien
gewesen. Kein Nebenfluss des Rio Negro, wo wir nicht gewesen
wären. Eine beeindruckende Reportage gelang ihm in Amazonien,
als er die wahre Identität des angeblichen „Häuptlings“ Tatunca
Nara und die rätselhaften Morde in dessen Umfeld beweiserheblich
als Taten eben dieses „großen Häuptlings“ dokumentierte. Er wies
nach, dass der Mann in Wirklichkeit Hansi Richard Günther Hauck
aus dem schönen Franken in Bayern war. Beste Sendezeit ind der
ARD, mein Buch „Abenteuer Urwald“ - Krimi der Sonderklasse.
Aber vor allem hat Wolfgang mit teilweise versteckter Kamera den
entscheidenden Film gedreht über den drohenden Völkermord an den
Yanomami-Indianern (Brasilien). Eine Armee von 65.000
Goldsuchern war dort über eine Luftbrücke in das Hoheitsgebiet
dieses letzten großen und noch ursprünglich lebenden Volkes
(20.000 Menschen) eingefallen. 400 Flugzeuge, 120 illegale
Landepisten: Bürgerkrieg hinter den Kulissen des Regenwaldes. In
unserer Welt bekam man davon nichts mit. Die Invasion war mafiös
perfekt organisiert und wurde von den Verantwortlichen, bis
hinauf zum Staatspräsidenten, totgeschwiegen.
Wolfgang und ich hatten uns als Goldsucher unter die Goldsucher
gemischt, mit den ‚Wölfen’ geheult und die absolute Missachtung
der brasilianischen Verfassung dokumentieren können. Sein Film
„Goldrausch in Amazonien“ erhielt im ZDF wieder beste
Abendsendezeit. Greenpeace finanzierte die Verteilung an
Institutionen und mutige Sender weltweit. Er lief auch in
Brasilien und hat die Verbrechen aller Welt deutlich gemacht. Er
wurde ein wesentlicher Meilenstein im Drama um die Rettung der
Yanomami. Dass sie nach über 20 Jahren Bürgerkrieg endlich
Frieden erhalten haben, ist wesentlich auch Wolfgangs Film zu
verdanken.
Was Wolfgang besonders auszeichnet, ist sein Durchhaltevermögen
sowie sein Organisations- und Improvisationstalent. Als
ehemaliger Extremalpinist und Bergführer gibt es für ihn kein
unüberwindbares Hindernis. Er scheut sich nicht, für eine
wichtige Filmszene höchste Urwaldbäume zu ersteigen, sich von
Baumkrone zu Baumkrone vorzuarbeiten, in tiefste Schluchten
abzuseilen, sich mit Booten reißende Ströme hinunterzustürzen
oder vom Motorgleitschirm aus über feindlichen Gebieten zu
filmen. Ich habe nie erlebt, dass er ein Wagnis aus Angst nicht
riskiert hätte.
Auf Brasilien bezogen, kommen ihm dort außerdem seine
exzellenten Sprachkenntnisse zugute. Er spricht nicht nur
perfekt Portugiesisch und Spanisch, sondern beherrscht auch die
unerschöpflichen Tricks, die zum Überleben in der Natur, bei
Behörden oder bei den Einheimischen notwendig sind. Brasilien
und das Amazonasgebiet ist zu seiner zweiten Heimat geworden.
Rüdiger Nehberg
Weihnachten 2004
TOP
|